28.4.2017 

Nun ist es soweit. Eineinhalb Jahre nach dem Thomas mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, ein halbes Jahr eine Auszeit zu nehmen, sind wir jetzt auf dem Weg.

 

Dank verständnisvoller Arbeitgeber und Kollegen konnten wir das Projekt in Angriff nehmen.

 

Unsere Tochter gab uns folgenden Spruch von Mark Twain mit auf den Weg: „In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus dem sicheren Hafen aus und erfasse mit deinem Segel die Passatwinde“. Es war uns klar, diese Zeit zum Segeln zu nutzen. So wurde unser Schiff, die Fino, um einige Ausrüstungsgegenstände peu à peu erweitert. So wurde nicht nur ein Schlauchboot angeschafft, auch die Navigation plus Windmessanlage wurde erneuert und kurz vor Start haben wir uns eine Rettungsinsel zugelegt.
Als Reiseroute haben wir uns vorgestellt, die Ostsee im Uhrzeigersinn zu ersegeln und erkunden. Im Groben haben wir uns Folgendes vorgestellt:
- von Berlin über die Oder zur Ostsee
- entlang der deutschen Küste nach Dänemark
- Dänemark kleiner Belt, Anholt, durch den Limfjord zur Nordsee
- westnorwegische Küste bis Stavanger dann die südnorwegische Küste bis Oslo
- südlich nach Schweden bis Göteborg, durch den Götakanal nach Stockholm
- weiter östlich zu den Alandinseln und Helsinki in Finnland
- weiter südlich nach Estland Lettland Litauen
- über Polen wieder zur Oder.
Dafür haben wir die Zeit von Anfang Mai bis Ende September eingeplant.
Dann hieß es Abschied zu nehmen. Am 22.04.17, der Tag an dem das Ansegeln von unserem Club veranstaltet wurde, wurde von uns genutzt, Freunde und Arbeitskollegen an Bord einzuladen, um das Boot zu zeigen und die Route per Karte zu veranschaulichen. Wir bekamen tolle, einfallsreiche Geschenke und es war ein schönes und lustiges Beisammensein.
Auch ein paar kleine Tränen wurden vergossen. Am Mittwoch waren wir noch einmal im Club und haben von Thea unseren wie jedes Jahr zur Reise selbst gebackenen Kuchen abgeholt und Heinz hat uns noch seine Norwegen Karten übergeben. Am Donnerstag kam dann der Abschied von Melanie und am Freitag von meinen Eltern, auch mit ein paar Tränen.

Am 28.04.17 war es dann soweit und wir legten ab. Christine und Herta waren auf dem Startschiff beschäftigt und haben uns mit der Hupe verabschiedet und von Bernd, der auf seinem Schiff stand, bekamen wir noch „gute Reise“ zugerufen.
Leider fing es an, leicht zu Regnen. Wir haben es bis zur Lehnitz Schleuse geschafft und durften die Nacht im Oberwasser an der Sportbootwartestelle verbringen. Leider sind auch gleich zwei Probleme aufgetaucht. Als erstes ließ die Gummistopfbuchse der Welle etwas Wasser durch. Dies ließ sich auch durch zusätzliches Fetten nicht beseitigen. Zweitens zündete unsere Petroleum Heizung nicht, was bei 8 Grad nicht so angenehm ist. Nach mehrmaligem Betätigen des Schalters zündete sie dann doch noch und es wurde warm. Die Nacht war dank unserer Bettdecke und zusätzlichem Schlafsack kuschelig warm. Am nächsten Morgen lief unsere Heizung zum Glück gleich beim ersten Zünden. Um 6:40 Uhr ging es dann weiter. Kaum Wartezeit am Schiffshebewerk Niederfino und in die Ostschleuse Hohensaaten konnten wir, weil wir uns per Funk angemeldet hatten, gleich einfahren. Auf der Ostoder ging es dann dank Strömung zügig voran. Der Kuchen von Thea wurde angeschnitten und war wieder sehr lecker.
Es gab wie immer viel zu sehen, zum Beispiel Nester von Reihern und viele Bissspuren von Bibern und auch zwei Bisamratten, was die Zeit schnell vergehen lässt. Das Wetter spielte auch mit, es gab einige Regenschauer, aber auch schöne Abschnitte mit Sonnenschein. Um 19:55 Uhr haben wir in Stettin im AZS angelegt. Ein Hafenmeister, den wir noch nicht kannten, kam an und begrüßte uns, wir machten für morgen um 11:00 Uhr einen Termin zum Maststellen aus. In dem auf dem Clubgelände befindlichen Restaurant bekamen wir noch ein Schnitzel mit Pommes. Danach ging es in die Koje.

DritterTag
Die Nacht war wieder angenehm warm. Mir der Zeitschaltuhr konnten wir unseren Heizlüfter steuern.
Die Duschen waren herrlich warm und eine Heizung im Raum konnten wir anstellen. Um 11:00 Uhr sind wir an den Kran gefahren. Dank des umsichtigen Hafenmeisters hat das Maststellen wie immer gut geklappt.
Danach sind wir wieder in einen Stegplatz gefahren, um dort die Segel anzuschlagen. Wir haben uns Zeit gelassen, das Boot seefertig zu machen.
Um 15:30 Uhr sind wir dann noch Richtung Stadthafen Stettin ausgelaufen.
Der Hafen liegt gegenüber den Hakenterrassen und ist noch nicht fertig. Wir mussten nichts bezahlen, nur Angaben zum Boot und Herkunft machen. Danach kurzen Stadtbummel unternommen und anschließend im Budda, einem thailändischen Restaurant, sehr lecker essen.

Vierter Tag
Herrlicher Sonnenschein , blauer Himmel. Kühle Temperaturen.
Im Boot war es dank Heizlüfter zum Frühstück wieder schön warm. Um 7:30 Uhr starteten wir in Richtung Peenestrom - unserem heutigen Tagesziel. Im Hafen von Stettin war alles ruhig und es waren keine großen Schiffe unterwegs. Wir sind ein gutes Stück unter Motor gefahren. Ab dem Abzweig zum Damschensee haben wir die Genua ausgerollt und konnten bis vor die Zecheriner Brücke segeln. Der achterliche Wind war trotz seiner Stärke von bis zu 5 Beaufort gut zu segeln, einige Wellen waren aber ganz schön hoch. Auf dem kleinen Stettiner Haff waren eine ganze Menge Boote unterwegs. Vor der Zecheriner Brücke konnten wir dann die Nationalitäten erkennen: 2 Norweger, 1 Schwede, 1 Pole, 1 Belgier. Dann warteten wir auf die Brückenöffnung. Zuerst durften die Schiffe, die auf der anderen Seite gewartet hatten, die Durchfahrt nutzen und um 16:50 Uhr waren wir dran. Nach der Durchfahrt kam der Wind genau von vorn und wehte in Böen bis Windstärke 6. Wir sind dem Fahrwasser bis Rankwitz gefolgt, um dort in den Hafen zu fahren. Zwei einheimische Boote lagen dort, ansonsten war der Hafen leer. Im Restaurant am Hafen haben wir gegessen. Derweil lief wieder der Heizlüfter. Jetzt ist es wieder schön warm und ich schreibe gerade diese Zeilen.

Fünfter Tag
Der Tag fing gut an. Die Sanitäranlagen waren geheizt, das Wasser schön warm und alles ist in der Liegeplatzgebühr von 10.80 Euro enthalten. Auch der Strom. Echt klasse. Thomas hatte gestern vier Brötchen bestellt, die er nach dem Duschen abholte und auch noch gleich einen geräucherten Saibling mitbrachte. Wir frühstücken in Ruhe, bevor es dann losging. Thomas Wetterbericht sagte eine Windstärke von 5 Bft vorher. Unser Plan für den heutigen Tag war es, bis zur Marina Neuhof, kurz vor Stralsund, zu kommen. Das erste Teilstück bis zur Brücke Wolgast lief sehr gut, so dass wir schon lange vor der Brückenöffnungszeit vor Ort waren. Da wir bei dem starken Wind nicht anlegen wollten haben wir uns im Wartebereich treiben lassen. Nach der Passage sind wir ein Stück unter Motor gefahren, bis die Strecke es wieder zuließ zu segeln. Mit stark gerefftem Vorsegel ging es in Richtung Greifswalder Bodden. Was wir bis dahin nicht wahrgenommen hatten, war dass der Wind zu genommen hatte. So waren es nicht mehr 5 Windstärken sondern eher 6 und in Böen 7-8. Dies machte die Ausfahrt auf den Bodden bei halbem Wind sehr unangenehm. Die Vorwindstrecke Richtung Strelasund war dann etwas angenehmer. Durch Landabdeckung im Strelasund wurden die Wellen geringer, was das Segeln noch angenehmer machte. In der Marina Neuhof angekommen fanden wir keinen uns genehmen Liegeplatz. Daher haben wir uns entschieden, in den gegenüberliegenden Hafen von Gustow zu gehen. Aber auch dieser Hafen ist bei einer Ostwindrichtung nicht besser geschützt, als wir dachten. Aber dort liegen wir jetzt, da es keine weiteren Alternativen gibt. Jetzt regnet es. Der Tag an sich war sonnig, später kamen dann aber Wolken auf und zum Abend war der Himmel völlig bedeckt. Heute haben wir das erste Mal an Bord gekocht. Es gab Spagetti mit al Aglio e Pepperoni. Eine Gewürzmischung, die uns Melli mitgegeben hat. Sehr lecker und scharf. Später haben wir noch ein Video gesehen: Angry Birds. Einige Szenen waren wirklich sehr lustig und wir mussten herzlich lachen.

Sechster Tag
Heute haben wir einen Hafentag eingelegt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt Starkwind und Sturm für unser Gebiet voraus. So haben wir richtig ausgeschlafen, dann gemütlich gefrühstückt. Die Brötchen haben wir gestern beim Hafenmeister bestellt. Da wir etwas spät dran waren wurden sie sogar bis zu unserem Liegeplatz gebracht. Nach dem Frühstück sind wir dann duschen gegangen. Den restlichen Vormittag nutzen wir zum Aufräumen und um einige Reparaturen zu erledigen, wie zum Beispiel den Stecker am Antennenkabel zu erneuern. Zum Mittag gab es den in Rankwitz gekauften Saibling. Er war sehr lecker. Anschließend haben wir einen Spaziergang ins Dorf Gustow unternommen. Der Rückweg ging durch riesige grüne Felder mit einem tollen Blick auf den Strelasund. Von einer kleinen Badestelle aus konnten wir Fino im Hafen liegen sehen. Zum Abendessen gab es eine Dose Cevapcici mit Reis. War ganz OK.